Einsatz der Bögen
Die ÜKO-Bögen können im Verlauf des Schuljahres eingesetzt werden. Wenn für die Eingabe die Online-Maske genutzt wird, werden automatisch individuelle und klassen- bzw. gruppenbezogene Übersichten der Ergebnisse erstellt.
Hamburger Schulen haben außerdem die Möglichkeit, die ÜKO-Bögen parallel zu den KERMIT Testungen zu nutzen. Es bietet sich an, diese Einschätzungen ergänzend zu den KERMIT Ergebnissen für die individuelle Planung der Lernentwicklung heran zu ziehen. Die Ergebnisse können in Online-Masken eingegeben werden, dann erhalten die Schulen vom IfBQ Rückmeldungen, in denen ÜKO- und KERMIT-Ergebnisse aus dem laufenden Schuljahr zusammen dargestellt werden.
Für Schüler*innen ab Klassenstufe 5 gibt es einen Schüler*innen-Fassung des Bogens zur Selbsteinschätzung der Kompetenzen. Der Vergleich von Selbst- und Fremdeinschätzungen darf nur bei explizitem Einverständnis des/der Schüler*in erfolgen. Der Einsatz des Bogens für Schüler*innen zur Selbsteinschätzung wird erst ab Klassenstufe 5 empfohlen, weil die Erprobungen gezeigt haben, dass die Bearbeitung für jüngere Schüler*innen sprachlich zu schwierig ist.
Derzeit wird eine Fassung des Bogens für Schüler*innen in einfacher Sprache entwickelt und erprobt. Dieser soll zukünftig den Einsatz für jüngere Schüler*innen vereinfachen sowie auch für Schüler*innen, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
Inhaltsübersicht
1 Durchführungshinweise
Beim Bearbeiten der Bögen sollte eine Gesamteinschätzung der Kompetenzen, Einstellungen oder Bereitschaften erfolgen, die sich auf Beobachtungen im Verlauf der vergangenen Monate bezieht. Diese orientiert sich bei jedem Aspekt an der Gesamtaussage, um einzuschätzen, in welchem Ausmaß, gemäß der fünfstufigen Skala, die Schüler*innen über die benannte Kompetenz verfügen. Manchmal gilt es, mehrere Facetten einer Kompetenz gleichzeitig einzuschätzen. Dabei kann es vorkommen, dass es für einen Teilbereich „wenig ausgeprägt“, für einen anderen eher „altersgemäß ausgeprägt“ wäre. In einem solchen Fall wählen Sie bitte die nach Ihrer Einschätzung am ehesten passende Gesamteinschätzung.
Diese 5er Skala ist nicht mit einer Notenskala zu verwechseln! Sie ist auf einen breiten Bereich in der Mitte ausgelegt („altersgemäß ausgeprägt“ – das ist positiv konnotiert) und differenziert in beide Richtungen. So wird es möglich, sowohl besonders stark ausgeprägte Kompetenzen (im Sinne von Exzellenz) zu erkennen und weiter zu fördern, als auch besonders schwach ausgeprägte Kompetenzen herauszufinden und hier Unterstützungswege zu entwickeln, bis hin zur sonderpädagogischen Förderung. Dies ist insbesondere Eltern deutlich zu vermitteln.
Die Zuordnung der beobachteten Kompetenz zu einer Skalenstufe wird sich in etwa an einer Normalverteilung orientieren. Danach fallen erfahrungsgemäß in einer repräsentativen Alterskohorte (also nicht unbedingt in einer realen Klasse, die regional unterschiedlich zusammengesetzt sein kann) etwa 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen in die Kategorie „altersgemäß“. Bei jeweils 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind die Kompetenzen „gering“ oder „hoch“ ausgeprägt und bei jeweils ca. 10 Prozent der Kinder sind diese Kompetenzen „sehr gering“ bzw. „sehr hoch“ ausgeprägt.
Bei der Arbeit mit den Bögen ist zu beachten, dass sich die Einschätzungen auf beobachtbares Verhaltens beziehen. Persönlichkeitsmerkmale oder Temperament sollen nicht in die Einschätzung einfließen. Die Formulierung konkreter Verhaltensweisen und Kriterien soll zu einer möglichst objektivierbaren Einschätzung beitragen. Trotzdem unterliegt eine Einschätzung immer auch subjektiven Einflüssen und kann nur den Teil des beobachteten Verhaltens abbilden.
Natürlich ist nicht zu erwarten, dass alle Kinder und Jugendlichen in allen Bereichen gleichermaßen sicher bzw. weit entwickelt sind, eine große Bandbreite der Entwicklungsstände ist völlig normal. Auch ist es normal, dass Lernprozesse manchmal langsam oder auch sehr schnell erfolgen können. Die meisten Schüler*innen werden nicht in allen Bereichen durchgehend sicher sein, sie befinden sich immer wieder auch in Phasen intensiver Entwicklungsprozesse. Die Bögen sollen dazu beitragen, ein möglichst anschauliches Bild der Kompetenzen von Schülern*innen zu einem konkreten Zeitpunkt zu zeichnen, um jede/n Schüler*in in ihrer bzw. seiner Entwicklung optimal unterstützen zu können.
Generell gilt es zu beachten, dass bei der Arbeit mit dem Bogen nicht mehr eine früher eher verbreitete „Defizitperspektive“ eingenommen werden sollte, in der es hauptsächlich darum geht, in schwierigen Fällen Förderbedarfe aufzuspüren. Vielmehr geht es darum, für alle Schüler*innen eine differenzierte Gesamtsicht auf die jeweiligen überfachlichen Kompetenzen zu erhalten. Das beinhaltet insbesondere auch die Identifikation von vorliegenden Stärken, die erkannt und pädagogisch unterstützt werden sollten. Falls sich viele Kreuze im „mittleren Bereich“ orientieren, entspricht das durchaus der erwarteten Normalverteilung. Jedoch sollte auch bei den Schüler*innen, in deren Bögen es „nur Mittel-Kreuze“ gibt, noch einmal genau geprüft werden, wo eventuelle Besonderheiten und Ansatzpunkte für pädagogische Angebote liegen können.
Selbsteinschätzungsbögen für Schüler*innen, ab Klasse 5
Die Bearbeitung nimmt je nach Alter und Lesefähigkeit des/der Schüler*in ca. 10 bis 15 Minuten in Anspruch. Bitte gehen Sie zusammen mit Ihren Schüler*innen den Einführungstext durch.
Weisen Sie Ihre Schüler*innen darauf hin, dass es sich bei dem Fragebogen um keinen Test handelt und es keine richtigen oder falschen Antworten gibt. Machen Sie deutlich, dass es darum geht, die persönliche Meinung zu äußern und nicht zu überlegen, was andere denken könnten.
Die Schüler*innen sollen sich bei ihrer Einschätzung daran orientieren, wie sie ihre eigenen Kompetenzen im Vergleich zu Gleichaltrigen (nicht unbedingt nur eigene Klassenkameraden) einschätzen.
Außerdem sollten Sie die Schüler*innen motivieren, eine realistische Einschätzung abzugeben. Dafür ist es wichtig, dass sie darauf vertrauen können, dass ihre Angaben keinen Einfluss auf eine Beurteilung oder Benotung ihrer schulischen Leistungen haben werden.
Am Ende dieses Bogens werden die Schüler*innen gebeten anzukreuzen, ob sie damit einverstanden sind, dass ihre Klassenlehrer*in ihre Einschätzungen liest. Sie können auch ankreuzen, ob sie ihre Einschätzungen mit denen ihrer Lehrkräfte vergleichen und besprechen möchten. Falls die Schüler*innen dies verneinen, ist dies zu respektieren.
2 Arbeit mit den Ergebnissen
Die regelmäßige systematische Betrachtung überfachlicher Kompetenzen macht es möglich, individuelle Lernprozesse besser zu verstehen und passende Ansatzpunkte zu finden, um Lernentwicklungen gezielt zu stärken. Geringer ausgeprägte Kompetenzen können gefördert werden, und gut ausgeprägte Kompetenzen können Hilfs- und Kompensationsfunktionen bei der Aneignung fachlicher Kompetenzen übernehmen. Weiterhin können – je nach Ausprägung der motivationalen Einstellungen – geeignete Lernsettings geschaffen werden, um die Schüler*innen zum Lernen zu ermuntern, ihr Selbstkonzept zu stärken und sie beim Formulieren und Erreichen ihrer individuellen Ziele zu unterstützen. In Lernentwicklungsgesprächen wird es so möglich, passgenauer abzustimmen, welche konkreten Lernschritte sich anbieten. Folgende Leitfragen können dabei hilfreich sein:
- Was traut sie/er sich zu? Welche Aufgaben und Ziele verfolgt sie/er?
- Wie geht sie/er mit Erfolgen und Misserfolgen um?
- Worauf führt sie/er eigene Leistungen zurück?
- Wie ist die Schülerin / der Schüler zu motivieren? Was interessiert sie/ihn?
- Welche Lernanreize sind für sie/ihn passend?
- Was interessiert sie/ihn? Wann zeigt sie/er Engagement und Einsatz?
- Geht sie/er systematisch und strukturiert beim Lernen vor?
- Werden Arbeitsergebnisse überprüft und ggf. korrigiert?
- Wie werden Informationen gesammelt und verarbeitet? Werden Informationen kritisch hinterfragt?
- Wie agiert sie/er in Gruppen?
- Ist sie/er in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen?
Auf Grundlage dieser Frage gilt es, entsprechende Lernvereinbarungen zu formulieren:
- Wo gibt es Ansatzpunkte, um Kompetenzen zu stärken oder auszubauen?
- Welche Prioritäten können hier kurz- und mittelfristig vereinbart werden?
- Welche realistischen Ziele können gemeinsam formuliert werden?
3 Ansätze zur Stärkung überfachlicher Kompetenzen
Unterschiedliche schulische Aktivitäten (Fachunterricht, Projektunterricht, Schülerwettbewerbe etc.) bieten umfangreiche Möglichkeiten zur Förderung überfachlicher Kompetenzen. Bei der Planung der Lernangebote ist immer zu überlegen, in welchen Settings und Situationen welche überfachlichen Kompetenzen entwickelt und gestärkt werden können. Als Anregungen zur Förderung überfachlicher Kompetenzen können folgende Ansätze genannt werden.
Personale Kompetenzen
Zentrales Ziel pädagogischer Arbeit ist die Stärkung des Selbstvertrauens und der Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen. Dies wird erreicht, wenn sie die Erfahrung machen, durch eigenes Handeln etwas bewirken zu können und sich kompetent zu erleben. Wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass sich Kinder und Jugendliche realistische Ziele setzen, die sie auch erreichen können. Für eine realistische Zielsetzung ist eine angemessene Selbsteinschätzung erforderlich, die durch regelmäßige Reflexions- und Feedbackgespräche gefördert wird. Im Weiteren geht es darum, Erfolge auch für sich verbuchen zu können und auf das Erreichte stolz zu sein. Dies gelingt, wenn Erfolge den eigenen Fähigkeiten oder der eigenen Anstrengung zugeschrieben werden. Misserfolge hingegen sollten nicht als unvermeidbar hingenommen werden, sondern Ansporn für weitere Anstrengung sein, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Auf Basis eines stabilen Selbstbewusstseins lernen Schüler*innen, eigene Meinungen zu entwickeln und sich zu behaupten. Dabei ist es wichtig, dass sie die Erfahrung machen, dass die Äußerung anderer Meinungen keine negativen Konsequenzen hat, sondern akzeptiert und respektiert wird.
Motivationale Einstellungen
Motivationale Einstellungen werden entwickelt, wenn das Lernziel einen bestimmten Wert für den/die Schüler*in hat. Der Wert ist dann hoch, wenn der Lerngegenstand spannend ist und damit Neugier und Interesse geweckt wird, oder wenn das Lernergebnis positive Folgen hat. Dies ist der Fall, wenn das Ergebnis das Erreichen eines Ziels bedeutet (z.B. Teilnahme an einem Wettbewerb, Bestehen einer Prüfung etc.) und zu Stolz und Anerkennung führt. Die Motivation wird auch vom Grad der Selbstbestimmung beeinflusst. So lernen Schüler*innen deutlich lieber und effektiver, wenn sie mitbestimmen können, was und wie sie lernen, und Ziele verfolgen, die sie selbst gesteckt haben. Ausdauer und Durchhaltevermögen werden gestärkt, wenn Schüler*innen erleben, dass sich die Anstrengung lohnt. Nur wenn Schwierigkeiten überwunden werden, können Erfolge erzielt werden, die dann umso wertvoller werden. Es gilt, sich diese Zusammenhänge bewusst zu machen und diese Erfahrungen regelmäßig zu reflektieren.
Lernmethodische Kompetenzen
Die Förderung lernmethodischer Kompetenzen erfolgt im Wesentlichen über die Vermittlung von Lerntechniken und -strategien. Schüler*innen werden dabei unterstützt, strukturiert und systematisch vorzugehen und Arbeitswege und -ergebnisse immer wieder zu überprüfen und ggf. zu korrigieren. Dies gelingt durch die Planung und Dokumentation von Lernprozessen (bspw. durch Lerntagebücher, Portfolio etc.) und regelmäßige Reflexionsphasen. Die Lernsettings sollten auch Raum für flexible und neuartigen Herangehensweisen und Lösungswege geben, die erprobt und später bewertet werden. Im Zuge der Digitalisierung sollte in besonderer Weise die Nutzung unterschiedlicher Medien gelernt werden. Dabei sollten Schüler*innen darin unterstützt und begleitet werden, Informationen aus verschiedenen Quellen zu sammeln, zu sichten und kritisch zu hinterfragen. Aus der Fülle an verfügbaren Informationen sind dann schließlich die relevanten und verlässlichen Informationen herauszufiltern. Diese gilt es zusammenzufassen und zu integrieren, um sie in angemessener Weise aufzubereiten und zu präsentieren.
Soziale Kompetenzen
Soziale Kompetenzen können in verschiedenartigen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Settings gefördert werden. So bieten sich bspw. Gruppenarbeiten und Projekte an, um zu lernen, in kooperativen Arbeitsformen konstruktiv und ergebnisorientiert zusammenzuarbeiten. Wesentliche Voraussetzung für gelingende Teamprozesse ist die Klärung von Rollen, Zuständigkeiten und Regeln, die auch einzuhalten sind. Damit Gruppen effektiv arbeiten, ist es wichtig, dass der Beitrag jedes einzelnen sichtbar ist. Schüler*innen sollten dabei unterstützt werden, diese Gruppenprozesse erfolgreich zu gestalten, indem sie lernen, Verantwortungen zu übernehmen und sich gegenseitig zu unterstützen. Auch bezüglich der sozialen Interaktionensind regelmäßige Feedbacks und Reflexionsprozesse wichtig. Sowohl innerhalb der Gruppe als auch im Kontakt mit anderen treten immer wieder Schwierigkeiten, Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse auf. Zur Bewältigung dieser Konflikte müssen Strategien und Kompetenzen erworben werden. Ein wesentlicher Schritt ist dabei das Verständnis der Interessen anderer sowie die Fähigkeit und Bereitschaft, deren Perspektive zu übernehmen. Auch der Umgang mit unterschiedlichen Lebensweisen, Einstellungen oder Wertesystemen bietet vielfältige Gelegenheiten, soziale und interkulturelle Kompetenzen zu stärken.
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